Last Updated on 25. September 2025 by Yvonne Usko
Die Partnerstädte von Herten – Arras in Frankreich, Doncaster in Großbritannien, Schneeberg in Sachsen und Szczytno in Polen – stehen für ein Stück gelebtes Europa im Alltag. Die erste Städtepartnerschaft wurde 1984 mit Arras geschlossen, die jüngste 2009 mit Szczytno. Dazwischen spiegeln sich historische Wendepunkte wie die Wiedervereinigung 1990 oder die europäische Öffnung Ende der 1980er-Jahre. Heute geht es nicht nur um offizielle Besuche und Festakte, sondern auch um Schulpartnerschaften, Jugendaustausch, Vereinsreisen und sogar gemeinsame Klimaprojekte. Dieser Artikel zeigt, warum diese Städtefreundschaften mehr sind als symbolische Gesten – und wie Bürger:innen selbst Teil davon werden können.
Das Wichtigste in Kürze
- Vier Partnerstädte: Arras (1984), Doncaster (1989), Schneeberg (1990), Szczytno (2009)
- Schwerpunkt: Austausch, Kultur, Jugend und Klima
- Jubiläen 2024: 40 Jahre Arras, 35 Jahre Doncaster, 15 Jahre Szczytno
- Mitmachen: über Gastfamilien, Austauschprogramme, Partnerschaftsvereine
- Förderung durch EU-CERV und NRW-Engagementmittel
Inhaltsverzeichnis
- Arras: Der Anfang einer besonderen Freundschaft
- Historische Bedeutung
- Klimaprojekte im Tandem
- Doncaster: Über den Ärmelkanal hinweg
- Partnerschaft trotz Brexit
- Musik als Brücke
- Schneeberg: Einheit durch Begegnung
- Die Wendezeit als Auslöser
- Beispiele für Austausch
- Szczytno: Ein junges Kapitel in Polen
- Offizielles Datum und Unsicherheiten
- Sommerfestival und Jugendkontakte
- Tabelle: Vergleich der Partnerstädte von Herten
- Wie Städtepartnerschaften wirken
- Chancen und Herausforderungen
- Aktuelle Entwicklungen und Trends
- Fazit: Was Bürger:innen tun können
Arras: Der Anfang einer besonderen Freundschaft
Historische Bedeutung
Die Partnerschaft zwischen Herten und Arras wurde am 10. Juni 1984 offiziell geschlossen. Sie markierte den Beginn einer neuen Ära der Jumelage – so nennt man in Frankreich eine Städtepartnerschaft. Hintergrund war der Wille zur Aussöhnung nach Jahrzehnten der Feindschaft. Viele Familien in Herten nahmen damals erstmals Gäste aus Frankreich auf und entdeckten dabei Gemeinsamkeiten, die vorher verborgen blieben. Solche Begegnungen machten aus politischen Vereinbarungen persönliche Freundschaften.
Klimaprojekte im Tandem
Heute prägen nicht nur kulturelle Reisen die Partnerschaft. Gemeinsam nehmen Arras und Herten am europäischen Netzwerk TANDEM teil, das Kommunen bei Klimaschutzprojekten unterstützt. Es geht um den Austausch zu Energiewende, nachhaltiger Stadtentwicklung und Umweltbildung. Damit ist Arras ein Beispiel dafür, wie Sister Cities im 21. Jahrhundert konkrete Antworten auf globale Fragen liefern können.
Doncaster: Über den Ärmelkanal hinweg
Partnerschaft trotz Brexit
Die Partnerschaft mit Doncaster in Süd-Yorkshire wurde am 20. Februar 1989 beschlossen, feierlich besiegelt am 4. März desselben Jahres in Herten. Sie fiel in eine Phase wachsender europäischer Kooperation. Der Brexit stellte diese Verbindung zwar auf eine harte Probe, doch gerade auf kommunaler Ebene zeigte sich, wie wichtig Städtefreundschaften sind. Offizielle Delegationen und Vereine hielten die Verbindung lebendig, auch als zwischenstaatliche Beziehungen schwieriger wurden.
Musik als Brücke
Ein anschauliches Beispiel liefert das Jahr 2024: Ein Hertener Jugendorchester reiste nach Doncaster, um dort ein gemeinsames Konzert mit britischen Jugendlichen zu geben. Für viele war es die erste Reise ins Ausland, verbunden mit intensiven Begegnungen. Solche Momente verdeutlichen, wie Kulturpartnerschaften über Sprache hinaus wirken und wie Musik Brücken schlägt, wo Politik trennen könnte.
Schneeberg: Einheit durch Begegnung
Die Wendezeit als Auslöser
Am 1. September 1990 – wenige Monate nach dem Mauerfall – besiegelten Herten und Schneeberg im Erzgebirge ihre Partnerschaft. Sie war Ausdruck des neu gewonnenen Gefühls, dass Ost und West nun zusammengehören. Auf kommunaler Ebene wurde so ein symbolisches Zeichen der Einheit gesetzt.
Beispiele für Austausch
Die Partnerschaft blieb nicht bei symbolischen Gesten. Regelmäßig fuhren Hertener Vereine ins Erzgebirge, während Chöre und Sportgruppen aus Schneeberg nach Herten kamen. Bei Stadtfesten traten sie gemeinsam auf, Schüler tauschten sich über ihre Erfahrungen aus Ost und West aus. Diese Treffen halfen, Klischees abzubauen und persönliche Bindungen zu schaffen, die über die offizielle Politik hinausgingen.
Szczytno: Ein junges Kapitel in Polen
Offizielles Datum und Unsicherheiten
Die Partnerschaft mit Szczytno in Masuren wurde offiziell am 31. Januar 2009 beurkundet. Einige Quellen nennen auch 2008, doch maßgeblich ist das Datum, das die Stadt Herten selbst veröffentlicht hat. Diese Differenz macht deutlich, dass es wichtig ist, sich bei Recherchen auf Primärquellen zu stützen.
Sommerfestival und Jugendkontakte
Ein Höhepunkt der Partnerschaft ist das große Sommerfestival „Tage und Nächte von Szczytno“. Hier begegnen sich Delegationen, Chöre und Sportgruppen aus verschiedenen Ländern. 2025 war erneut eine Hertener Delegation dabei. Besonders für Jugendliche bietet die Reise nach Masuren die Chance, in Gastfamilien zu leben und Alltagserfahrungen in Polen zu sammeln. Das macht aus abstrakten Partnerschaften ein konkretes Erlebnis.
Tabelle: Vergleich der Partnerstädte von Herten
Partnerstadt | Land | Jahr der Beurkundung | Besonderheiten |
---|---|---|---|
Arras | Frankreich | 1984 | Erste Partnerschaft Hertens; heute auch Kooperation im Klimaschutz (TANDEM) |
Doncaster | Großbritannien | 1989 | Lebendige Musik- und Jugendaustausche; trotz Brexit gepflegte Verbindung |
Schneeberg | Deutschland (Sachsen) | 1990 | Symbol für deutsche Einheit; Vereins- und Kulturaustausch |
Szczytno | Polen (Masuren) | 2009* | Jugendbegegnungen, Teilnahme am Sommerfestival „Tage und Nächte von Szczytno“ |
Wie Städtepartnerschaften wirken
Häufig wird gefragt: „Was bringen solche Partnerschaften eigentlich?“ Die Wirkung zeigt sich nicht in Zahlen, sondern in persönlichen Geschichten.
Wenn ein Hertener Schüler in Arras Französisch lernt, indem er in einer Gastfamilie lebt, ist das ein Lerneffekt, den kein Schulbuch ersetzen kann. Wenn Jugendliche aus Doncaster und Herten ein Konzert geben, bleibt die Erinnerung an die gemeinsame Bühne oft lebenslang. Und wenn eine polnische Delegation beim Hertener Stadtfest auftritt, wird das Ruhrgebiet für einen Moment europäischer. Das ist die stille Kraft der Sister Cities: Sie schaffen Vertrauen, wo sonst Distanz wäre.
Chancen und Herausforderungen
Natürlich sind Städtepartnerschaften kein Selbstläufer. Sprachbarrieren, begrenzte Budgets und die Abhängigkeit vom Ehrenamt sind Herausforderungen. Manchmal fehlt auch jungen Menschen der Zugang – eine Wissenslücke, die Vereine füllen müssen.
Doch es gibt Unterstützung: Das EU-Programm CERV – Town Twinning fördert Begegnungen, das Land NRW unterstützt mit Mitteln für bürgerschaftliches Engagement. Entscheidend bleibt aber die lokale Basis. Vereine wie die Arras-Freunde Herten oder die Doncaster-Herten German Society halten die Verbindungen durch Veranstaltungen, Austauschreisen und persönliche Kontakte lebendig.
Aktuelle Entwicklungen und Trends
Das Jahr 2024 stand im Zeichen großer Jubiläen in Bezug auf die Partnerstädte von Herten: 40 Jahre Arras, 35 Jahre Doncaster und 15 Jahre Szczytno. Mit Konzerten, Talkrunden und Sportturnieren wurde sichtbar, dass die Partnerschaften mehr sind als formale Übereinkünfte.
Darüber hinaus entstehen neue Schwerpunkte. Im Rahmen des TANDEM-Projekts rückt kommunaler Klimaschutz in den Vordergrund. Damit entwickeln sich Städtepartnerschaften von klassischen Kulturaustauschen hin zu praxisnahen Kooperationen für Zukunftsthemen wie Energie, Umwelt und Nachhaltigkeit.
Fazit: Was Bürger:innen tun können
Die Partnerstädte von Herten zeigen, dass Verständigung nicht im Rathaus beginnt, sondern in Wohnzimmern, auf Sportplätzen und Konzertbühnen. Jede Begegnung ist ein Baustein für ein friedlicheres Miteinander.
Wer selbst mitmachen möchte, hat viele Möglichkeiten: als Gastfamilie für Jugendliche, durch Mitgliedschaft in einem Partnerschaftsverein oder durch Teilnahme an Delegationsreisen. Auch ein Besuch auf dem Doncaster-Platz oder am Place d’Arras in Herten kann ein Einstieg sein, sich mit der Geschichte dieser Städtefreundschaften vertraut zu machen.
So wird aus einem Begriff im Rathaus eine lebendige Erfahrung, die Europa im Alltag erfahrbar macht.