Wofür ist Herten bekannt? Vom Bergbau zur Wasserstoffstadt im Herzen des Ruhrgebiets

Last Updated on 8. Oktober 2025 by Yvonne Usko

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Wofür ist Herten bekannt – und warum rückt diese Stadt immer wieder ins Gespräch, wenn vom Strukturwandel im Ruhrgebiet die Rede ist?
Herten, im Kreis Recklinghausen gelegen, war einst ein Zentrum der Steinkohleförderung. Heute steht die Stadt sinnbildlich für den Wandel: vom Kohlestaub zur sauberen Energie, von Zechentoren zu Innovationszentren.
Auf dem Gelände der Zeche Ewald entsteht ein neues Kapitel – mit Wasserstoff, Großspeichern und nachhaltiger Mobilität. Und zwischen Fördertürmen, Fachwerk und Schlosspark zeigt sich, dass sich Industriegeschichte und Zukunftsvision nicht ausschließen müssen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Lage: Herten liegt im nördlichen Ruhrgebiet (NRW), Kreis Recklinghausen.
  • Bekannt für: Zeche Ewald, Halde Hoheward, Schloss Herten, Fachwerkdorf Westerholt.
  • Besonderheit: Vom Bergbaustandort zur Wasserstoffregion mit Zukunftsprojekten.
  • Highlight: Halde Hoheward mit Horizontobservatorium (teils gesperrt, Neubau geplant).
  • Anreise: Seit 2022 wieder per S-Bahn erreichbar (S9, Halt Herten/Westf).

Inhaltsverzeichnis

  1. Herten im Porträt: Zwischen Geschichte und Gegenwart
  2. Das industrielle Erbe: Zeche Ewald und die Transformation
  3. Die Halde Hoheward: Himmel über dem Ruhrgebiet
  4. Schloss Herten und das Alte Dorf Westerholt: Geschichte mit Zukunft
  5. Mobilität und Energie: Herten als Wasserstoffstadt NRW
  6. Herausforderungen und Wahrnehmungslücken
  7. Fazit: Wofür ist Herten bekannt

Herten im Porträt: Zwischen Geschichte und Gegenwart

Herten liegt im Herzen des Ruhrgebiets – und doch ein Stück abseits der großen Schlagzeilen. Mit rund 60.000 Einwohnern gehört sie zum Kreis Recklinghausen und grenzt an Gelsenkirchen, Marl und Herne.

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Einst war Herten das Synonym für Bergbaukraft. In den 1960er-Jahren förderte die Zeche Ewald Millionen Tonnen Steinkohle pro Jahr – so viel wie kaum eine andere im Revier. Als die Gruben 2000 schlossen, stand die Stadt vor einem Bruch. Doch aus dieser Leerstelle entstand Neues.

Heute zeigt Herten, dass Industriekultur und Zukunftsenergie keine Gegensätze sind. Zwischen Halden, Parks und Forschungshallen entsteht ein Bild vom Ruhrgebiet, das weiterdenkt.

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Das industrielle Erbe: Zeche Ewald und die Transformation

Die Zeche Ewald ist das Herzstück der Stadtgeschichte. 1872 gegründet, war sie fast 130 Jahre lang Motor der lokalen Wirtschaft. Nach der Stilllegung wurde das Areal nicht abgerissen, sondern neu gedacht.

In den Hallen, wo einst Förderbänder ratterten, zieht heute modernes Leben ein: Die MOTORWORLD Zeche Ewald | Ruhr nutzt historische Gebäude für Messen, Oldtimer-Ausstellungen und Kulturveranstaltungen. Hier begegnen sich Vergangenheit und Gegenwart in jeder Backsteinwand.

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Ein schwarzer Rennwagen mit Sponsorenlogos steht in einer Glasvitrine neben einer Industrieziegelwand in der Motorworld Zeche Ewald, mit den Hashtags #motorworld und #zecheewald auf der Umrandung.

Gleich nebenan forscht die Wasserstoffstadt Herten (h2herten) an Lösungen für eine klimaneutrale Zukunft. Seit 2022 produziert der US-Konzern Cummins/Hydrogenics auf dem Gelände Brennstoffzellen – unter anderem für Busse und Züge.
So entsteht auf historischem Boden ein Schaufenster der Wasserstoffregion NRW: Symbolisch wie real ist Herten heute ein Labor für die Energiewende.

Die Halde Hoheward: Himmel über dem Ruhrgebiet

Wer wissen will, wie sich das Ruhrgebiet verändert hat, sollte einmal auf die Halde Hoheward steigen. Sie erhebt sich 152,5 Meter über das Stadtgebiet – ein Monument aus Bergbauabraum, umgestaltet zum Landschaftspark.

Der Weg nach oben führt über Serpentinen, Radwege und Panoramastrecken. Auf halber Höhe bietet die Balkonpromenade bereits weite Ausblicke über das Revier. Ganz oben steht das Horizontobservatorium, zwei riesige Stahlbögen, die Sonne und Mond als astronomische Markierungen einfangen.

Die großen Metallbögen des Horizontobservatoriums bilden eine eindrucksvolle Außenskulptur unter einem dramatischen, wolkenverhangenen Himmel bei Sonnenuntergang. Das weiche Licht und die verschwommenen Wolken verleihen der Szene ein Gefühl von Bewegung und Atmosphäre.

Zitat:
„Von hier oben sieht man, was Wandel bedeutet – das Ruhrgebiet atmet, aber anders.“

Aktuell ist der Zugang zur Innenplattform eingeschränkt. Laut Regionalverband Ruhr soll die Anlage 2026 neu errichtet werden – windstabil und dauerhaft nutzbar. (Status Oktober 2025, noch nicht abschließend bestätigt.)

Trotz Sperrung ist die Halde ein Magnet: Spaziergänger, Fotografen, Schulklassen – sie alle kommen, um diesen Blick zwischen Himmel und Haldenkante zu erleben.

Schloss Herten und das Alte Dorf Westerholt: Geschichte mit Zukunft

Herten bekannt durch stille Kontraste. Zwischen Zechenmauern und Technikzentren liegt das barocke Wasserschloss Herten, erstmals 1376 erwähnt. Sein Park zählt zu den schönsten Gartenanlagen im Ruhrgebiet.

Im Frühling blühen hier rund 500.000 Narzissen, im Sommer finden Open-Air-Konzerte statt, im Herbst Spaziergänge unter alten Eichen. Das Schloss ist nicht museal, sondern lebendig – ein Ort, an dem sich Stadtgeschichte mit Gegenwart mischt.

Im Westen der Stadt liegt das Alte Dorf Westerholt, ein Fachwerkensemble mit Gassen, Cafés und Kopfsteinpflaster. Wer durch die Freiheit Westerholt schlendert, erlebt ein anderes Ruhrgebiet: leise, kleinteilig, voller Geschichte.

Ein Fachwerkhaus steht neben einer großen Steinkirche mit Bogenfenstern und einem hohen Uhrenturm in Dorf Westerholt, umgeben von Grün und Blumen unter einem bewölkten Himmel.

💡 Tipp:
Besonders fotogen ist der Dorfkern am frühen Abend, wenn die Sonne auf die Fachwerkfassaden fällt – ideal für Stadtreportagen oder Reisefotos.

Mobilität und Energie: Herten als Wasserstoffstadt NRW

Fast vier Jahrzehnte lang war Herten die größte Stadt Deutschlands ohne Bahnhof. Seit Dezember 2022 fährt die S-Bahn S9 wieder regelmäßig – ein symbolischer Schritt, der die Stadt zurück auf die Landkarte der Metropole bringt.

Doch Mobilität endet hier nicht bei der Bahn. Direkt neben der Zeche entsteht ein Großbatteriespeicherprojekt mit rund 6,1 Millionen Euro Investitionsvolumen (Quelle: Hertener Allgemeine, 2025). Es soll Strom aus Wind- und Solaranlagen puffern – als Ergänzung zu Wasserstoff und Netzspeichern.

Diese Projekte zeigen: Herten positioniert sich als Energiekommune der Zukunft. Wo früher Kohle gefördert wurde, wird heute Energie gespeichert, geteilt und erforscht.

Herausforderungen und Wahrnehmungslücken

Trotz aller Fortschritte bleibt Herten für viele ein „blinder Fleck“ auf der Landkarte des Ruhrgebiets. Manche Reiseführer erwähnen noch den RevuePalast, obwohl dieser längst nach Herne umgezogen ist.

Ein großes Backsteingebäude mit zwei hohen roten Bannern mit der Aufschrift Rocky Horror Show steht neben dem RevuePalast Ruhr. Eine Treppe mit einer roten lippenförmigen Markise führt zum Eingang, während in der Nähe ein weißer Anhänger geparkt ist.

Auch das Horizontobservatorium wird online häufig als voll zugänglich beschrieben – was derzeit nicht stimmt. Solche Ungenauigkeiten verzerren das Bild.

Zudem steht die Stadt vor der Daueraufgabe, den Wandel sozial abzusichern. Arbeitsplätze, Identität, Kommunikation – all das will balanciert werden.

Aber gerade darin liegt auch die Stärke der Stadt. So ist Herten bekannt für Fähigkeit, Brüche auszuhalten und Neues zu gestalten.

Fazit: Wofür idt Herten bekannt?

Für Mut. Für den Willen, sich zu verändern. Und für die Kunst, Vergangenes nicht zu verdrängen, sondern in Zukunft zu verwandeln.

Herten zeigt, dass Wandel kein politisches Schlagwort ist, sondern gelebter Alltag. Auf der Halde Hoheward blickt man über ein Revier, das neu denkt. In den Hallen der Zeche Ewald riecht es nicht mehr nach Kohle, sondern nach Zukunft.

Wer Herten besucht, erlebt eine Stadt im Werden: offen, menschlich, industriell und grün zugleich.

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